ZukunftsForum Gesundheit

Gestern fand in Nörten-Hardenberg das fünfte ZukunftsForum Gesundheit in Südniedersachsen statt. Diesmal ging es um den Alltag mit Diabetes. In Vorträgen wurden neue technische Möglichkeiten vorgestellt, die das Leben mit der Krankheit einfacher machen. Ebenfalls ein Thema waren Blogs und Social-Media-Accounts, die sich mit der Krankheit aus Sicht von Betroffenen beschäftigen.
Eröffnet wurde die gut besuchte Veranstaltung, die sich sowohl an interessierte Bürgerinnen und Bürger als auch an ein Fachpublikum richtete, durch die niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Carola Reimann. Das Veranstaltungsformat ZukunftsForum ist ein Element der vom Land Niedersachsen geförderten Gesundheitsregionen. Ziel ist es, sowohl den regionalen Akteuren des Gesundheitswesens, als auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern mehr Verantwortung und Spielraum bei der Gestaltung der regionalen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Gemeinsam sollen gesundheitliche Probleme aufgegriffen, Lösungsstrategien entwickelt und schrittweise umgesetzt werden.
Neben dem Vortragsprogramm gab es eine „Creative Corner“ mit zahlreichen Mitmachmangeboten.
Zukunftstechnologien für Diabetikerinnen und Diabetiker
Diabetikerinnen und Diabetiker sind auf die regelmäßige Gabe von Insulin angewiesen, das entweder durch Tabletten, Injektionen oder mithilfe einer Insulinpumpe, die am Körper getragen wird, dem Stoffwechsel zugeführt werden muss. Nicht nur die Insulingabe ist für die Betroffenen äußerst lästig. Auch die regelmäßig notwendige Messung des Blutzuckerspiegels mithilfe kleinster Bluttropfen prägt ihren Tagesablauf. Zwar wurde die Handhabung der für die Insulingabe und Blutzuckermessung notwendigen Geräte im Lauf der Jahre immer einfacher, ein Hindernis im Alltag bleiben sie aber bis heute. „Die Zukunft liegt deshalb im kontinuierlichen elektronischen Monitoring des Blutzuckerspiegels, ohne dass sich die Betroffenen darum kümmern müssen“, erklärte Pia Maier, von Berlin-Chemie im Gespräch, nachdem sie den soeben erschienenen Digitalisierungs- und Technologie-Report Diabetes 2019 vorgestellt hatte.
Werden die gemessenen Blutzuckerdaten automatisch auf das Smartphone übertragen und ist dies mit einer Fitness-App gekoppelt, kann ein weiteres Problem gelöst werden: Häufig müssen Betroffene heute noch ungefähr abschätzen, wie sich körperliche Anstrengung auf ihren Blutzuckerspiegel auswirken wird. Wird jedoch neben dem Blutzuckerspiegel auch die körperliche Aktivität überwacht, kann die jeweils optimale Insulinmenge berechnet und so die Gefahr einer zu hohen oder zu niedrigen Insulindosierung verringert werden. Bereits konkret geforscht wird an der Entwicklung von Systemen, die dem Patienten die Messung, Dosierung und Insulingabe vollständig abnehmen. Bis diese auf den Markt kommen, dürften aber noch mehrere Jahre vergehen. Blogs und
Social Media rund um das Thema Diabetes
Der Trend zur Digitalisierung lässt sich auch bei der Patientenselbsthilfe beobachten. Immer mehr junge Menschen, die selbst von einem Diabetes oder anderen schwerwiegenden Krankheiten betroffen sind, schreiben darüber in Blogs oder widmen dem Thema ihre Instagram-Accounts. So auch Nathalie Bauer. Seit bei ihr im letzten Jahr ein Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde, bloggt die 24-Jährige unter der Adresse www.zusuessfuerdiesewelt.com. Sie nutzt den Blog, den sie auf der Veranstaltung vorstellte, wie ein Tagebuch, in dem sie sich auch den Schock über die unerwartete Diagnose und den Frust über die Unwissenheit vieler Nicht-Betroffener von der Seele schreibt, die sie an schlechten Tagen wie Vorurteile gegen ihre Person empfindet. Der größte Teil ihrer Blogartikel beschäftigt sich mit dem täglichen Umgang mit der Krankheit. Blogs wie die von Nathalie Bauer leisten deshalb etwas Ähnliches wie Selbsthilfegruppen: Sie informieren sehr persönlich über eine komplexe Krankheit und wollen anderen Betroffenen Hoffnung geben. Der Unterton von Bauers Blog ist daher immer: „Seht her, ich habe wieder eine Herausforderung im Umgang mit der Krankheit gemeistert – ihr schafft das auch!“
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